Donnerstag, 14. Juni 2012

3. Sonntag nach Pfingsten - Graduale: Jacta cogitatum tuum


Dominica III post Pentecosten

Graduale (Ps. 54, 23 17 u. 19)
Wirf deine Sorgen auf den Herrn;
Er wird dich nähren.
Vers:
Ich schrie zum Herrn, und Er erhörte meinen Ruf
und schützte mich vor denen, die mir feindlich nahen.



Zum Anhören bei St. Rene Goupil bitte HIER klicken.

Im Graduale wird das Thema des Introitus aufgegriffen und weitergeführt.
Offiziell steht es im 7. Ton, verlässt den Tonraum aber zweitweise recht deutlich.
Durch viele Intervallsprünge ist dieser Choral zudem sehr anspruchsvoll für die Sänger.
Der bewegte Anfang mit vielen Terzsprüngen führt die Melodie zunächst zum Tenorton am Ende von cogitatum tuum (deine Sorgen), bevor das in Domino (auf den Herrn) als eine angenehmer melodischer Ruhepunkt wirkt.
Auf et ipse te (und er wird dich) folgt das längste Melisma vor dem Vers das unterhalb des Grundtons endet.
Enutriet (Er wird ernähren) wirkt melodisch sehr zerissen. Bei den Proben habe ich hier besondere Sorgfalt auf das Vorbereiten und sorgfältige Ansteuern und Sprechen der Silbe “nu” gelegt (rot eingekreist). Die Sprache erweist sich oft als “Anker”, mit dessen Hilfe sich eine Schola Halt verschafft in melodisch schwierigen Passagen.
Das folgende Melisma auf der Silbe “et” erinnert an die Passage von tuum am Anfang. Die Stellen sind in im Notenbeispiel blau umrahmt.

Der solistisch gesungene Versteil beginnt mit einer eindringlichen tonmalerischen Passage bei Dum clamarem Dominum (ich schrie zum Herrn) wobei beim Wort Dominum die höchsten Töne des Chorals erscheinen. Auch hier weist die Melodie schwierig zu singende Passagen auf mit wechselnden Terz- und Quartsprüngen.

Dem Laien mögen die Tonfolgen durchaus zufällig erscheinen. Doch hin und wieder wird offensichtlich mit welcher Konsequenz der Komponist zusammengehörende Stellen verbindet. Hier grün markiert die Worte clamarem und exaudivit, die teils identische Tonfolgen aufweisen. Auf der einen Seite das Schreien (clamarem) des Psalmisten zu Gott und das Erhören (exaudivit) dieser Rufe.

Ähnliches ist - gelb umrahmt - zu sehen zwischen enutriet (Er wird mich nähren) und dem appropinquat mihi, (den Feinden)...die sich mir nahen. Beide Stellen haben den gleichen Quintsprung.

Das Schlussmelisma beginnt - für diesen Choral etwas unüblich - mit einer eng geführten Melodie, bei der man meiner Meinung nach unbedingt auf die Bindung zwischen den Tönen achten sollte um eine Kontrast herzustellen mit der letzten Passage, die durch große Sprünge den tonalen Charakter des Chorals noch einmal zu Gehör bringt.

Just my 2 cents...



Keine Kommentare: